Mein Hauptfortbewegungsmittel ist das Fahrrad: Ich fahre mit dem Rad zur Arbeit, zum Einkaufen, um Freunde zu treffen, wenn ich spät abends von einer Party nach Hause komme oder einfach, um im Park ein wenig frische Luft zu bekommen.
Ich bin quasi auf dem Fahrrad groß geworden und daher ist es für mich das Normalste der Welt sich mobil und eigenständig per Rad überall hinzubewegen. Aber was ist, wenn man in einer Stadt lebt in der die Nutzung von öffentlichem Raum nicht selbstverständlich ist? Was ist wenn man in einer Stadt wie Guatemala Stadt lebt?
Aus dem Buch “Securing the City” von Kevin Lewis O’Neill und Kedron Thomas, gibt es ein Zitat, dass besonders im Gedächtnis bleibt: “The more people use city streets, the safer those city streets become (…). Encouraging the use of public space increases the number of people in the streets themselves, which bolsters both economic vitality and public safety.” Heisst frei übersetzt, je mehr Menschen die Strassen nutzen, desto sicherer werden sie (…).
Gut, das ist die Theorie und ich persönlich habe in der Tat nur von diversen Reisen eine Idee davon, wie es sich anfühlt die Strassen seiner Stadt nicht frei und sicher nutzen zu können. Deshalb habe ich auch nur eine geringe Idee davon, wie ich mich alternativ fortbewegen würde, wenn ich in Guatemala Stadt leben würde.
Das Auto nehmen? Auf keinen Fall. Ich würde mich Lucia, Javier und Sorusch, den Gründern von Biketun, anschliessen. Den drei Freunden, die mit einer unglaublichen Energie und Lebensfreude Dinge lieber ändern als sie einfach nur zu akzeptieren. Als Lucia von ihrem Projekt erzählt, kann man die Passion in ihrer Stimme förmlich spüren: “Viele Menschen in Guatemala Stadt haben Angst vor öffentlichem Raum und davor sich in der Stadt frei zu bewegen. Aber wir haben keine Lust mehr das einfach so hinzunehmen. Wir wollen „draußen“ leben und mit der Stadt und den Menschen interagieren und genau deshalb haben wir Biketun gegründet. Denn nur so können wir die Blase der Abschottung aufbrechen und die Leute wieder auf die Strasse locken.
Aber was genau ist Biketun?
Biketun (benannt nach Bak’tun = Zeitzyklus von 394 Jahren im alten Maya Kalender) ist eine Art “Critical Mass” durch Guatemala Stadt, mit dem Ziel das Lebensgefühl für öffentlichen Raum, Radfahren und freie Beweglichkeit in der Stadt zu fördern.
Was als Easy-Going Fahrradtour mit anschließender Party angefangen hat, hat einen immer stärker werdenden Einfluss auf die Stadt, die heranwachsende Generation und das Lebensgefühl der Bewohner. Das monatliche Event mit stetig wachsender Beteiligung, ist aber laut Lucia nur der Anfang. Mittlerweile haben die drei die Regierung und größere Sponsoren mit ins Boot geholt, um einen ganzheitlichen Plan zu entwickeln Guatemala Stadt sicherer zu machen – mit der Hilfe von Fahrrädern.